Vorhersagemärkte zu US-Wahlkampf: 1. TV-Duell gewinnt Romney

by Dirk Elsner on 4. Oktober 2012

Das erste TV-Duell zwischen Barack Obama und Mitt Romney ist Geschichte. Es lief in der vergangenen Nacht ab 3 Uhr deutscher Zeit und 21 Uhr US-Zeit (Ostküste). Solche Debatten sind ja mittlerweile zu reinen Rhetorikschlachten degeneriert, in denen Inhalte weniger eine Rolle spielen als auf Auftreten und Äußerlichkeiten. Oder doch nicht?

Ich habe mir das Event weder live noch in der Aufzeichnung (kann man aber hier in diesem YouTube-Kanal angesehen). Ob und wie das erste Duell die Wahlchancen verändert hat, kann man natürlich über Umfragen abfragen. Viel spannender finde ich es aber zu schauen, wie die “Prognosemärkte” während der TV-Sendung reagiert haben.

Dazu gibt es feine Intraday-Charts, aus denen man ablesen kann, wie sich die Erwartungen verändern. Aus diesen Daten lässt sich ableiten, dass Obama durch die Sendung an Zustimmung verloren hat und seine Chancen auf eine Wiederwahl reduziert hat. Freilich liegen seine Werte immer noch hoch.

Wahrscheinlichkeit auf Sieg bei Präsidentschaftswahl

vorher nachher
Obama 74,2% 65,4%
Romney 25,8% 34,6%

Die Werte vor dem Duell stammen vom Mittwoch Vormittag.

Veränderungen Barack Obama

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Quelle: Intrade Time and Sales chart (0x.yy Uhr MESZ)

Veränderungen Mitt Romney

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Quelle: Intrade Time and Sales chart (0x.yy Uhr MESZ)

Die Dominanz von Romney in der Debatte wird mittlerweile auch von CNN bestätigt.

Und mittlerweile liegen weitere Analysen in den Medien vor, wie etwa hier aus der FTD.

Hintergrund

Auf Prognosemärkten spiegeln die Preise die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines bestimmten Ereignisses wider, also hier den Fall, dass Obama die Präsidentschaftswahl gewinnt. Die oben genannten Prozentzahlen geben nicht an, wie viele Stimme Obama bzw. Romney erhalten. Dazu muss man bei Umfrageergebnissen bleiben. So soll laut einer aktuellen WSJ-Umfrage Präsident Barack Obama mit 49 Prozent der möglichen Stimmen nur noch 3 Punkte vor Romney liegen.

Die Werte auf den Vorhersagemärkten, das zeigen immer wieder Untersuchungen, erweisen sich aber als aussagekräftigere Schätzwerte für die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses als traditionelle Umfragen. Einer der ersten Prognosemärkte ist 1988 entstanden: der Iowa Electronic Markets, der vor allem Forschungszwecken der Universität of Iowa dient. Shiller nennt in seinem neuen Buch “Märkte für Menschen” weitere Prognosemärkte: Intrade.com, Lumenogic auf newsfutures.com oder die Foresight Exchange auf ideasphere.com. Auf Intrade greife ich hier ja schon seit 4 Jahren zurück.

Weitere Vertiefung über diese Beitragsreihe zum Social Forecasting mit vielen Literaturhinweisen

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