Nur ganz kurz, weil der DAX möglicherweise kurz vor dem Durchbrechen der angeblich magischen 10.000 Marke ist.
In Deutschland freuen sich die Anleger, die noch oder wieder Aktien haben, an den täglichen Rekorden des DAX-Index. Ich hatte hier aber bereits schon ausführlich erläutert, dass der DAX, über den wir täglich in den Medien lesen, ein Performanceindex ist. Das bedeutet, die Dividendenerträge fließen mit in seine Berechnung ein. Damit kann er theoretisch sogar steigen, wenn die Kurse fallen (hier erklärt die ARD wie der DAX berechnet wird*).
Die Formel des DAX
Quelle: Deutsche Börse, Leitfaden zu den Aktienindizes, S. 31
Die Wertentwicklung des DAX ist nicht mit dem Euro Stoxx, S&P 500 oder dem Dow Jones Average vergleichbar, die nur die Kursentwicklung darstellen. Ohne diese “Dividendenbereinigung” lägen wir weit unter dem Rekord. Das lässt sich treffend DAX-Kursindex erkennen, der parallel veröffentlich wird, jedoch nur ein mediales Nischendasein fristet. Aktuell notiert er bei 5.119,19 Punkten.
Quelle des Charts: go.guidants.com
Der DAX Kursindex hatte sein Allzeithoch im März 2000 mit 6.266 Punkten erreicht. Erst wenn dieser Kursindex diese Grenze überschreitet, gibt es wirklich etwas zu feiern für die Börsianer. Aber 6.266 klingt halt nicht so magisch wie 10.000.
“Runde Zahlen kommen dem Bestreben der Menschen entgegen, Dinge zu vereinfachen“, zitierte das Handelsblatt Conrad Mattern, Vorstand einer Vermögensverwaltung, “9000 ist nun einmal markanter und einfacher zu merken als 8973.“
Karl-Heinz Thielmann hatte hier in einem Kommentar geschrieben, dass man Kursindizes mit Kursindizes vergleichen sollte und Performanceindizes mit Performanceindizes. Weiter schrieb er: “Wenn ein Kursindex wie der Dow Jones ein neues Allzeithoch verzeichnet ist das anders zu bewerten, als wenn ein Performancindex wie der DAX das gleiche macht. Für einen wirklich fairen Vergleich müsste man nicht nur Dividenden, sondern auch Inflation, Steuern und Wechselkurseffekte mit einbeziehen, was aber alles sehr stark verkomplizieren würde und mit den populären Indizes kaum darzustellen ist.
Insbesondere die Einbeziehung von Inflation führt zu ernüchternden Ergebnissen. Die Forscher Elroy Dimson, Paul Marsh & MikeStaunton veröffentlichen jährlich das Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook, in dem sie langfristige Renditen von verschieden Anlagen inflationsbereinigt weltweit untersuchen.
Und in der aktuellen Ausgabe 2013 kommen sie zu erstaunlichen Ergebnissen: Obwohl die Gewinne deutscher Unternehmen kräftig gestiegen sind, verzeichnete der deutsche Aktienmarkt zwischen 2000 und 2012 inflationsbereinigt eine Rendite von -0,4% p.a. Deutsche Aktien verloren also real an Wert. Der spanische Aktienmarkt brachte trotz Euro-Krise immerhin noch 0,4% jährlich, die USA und Schweiz beispielsweise schon 1% im Jahr. Insofern muss man die angebliche Rekordjagd des DAX derzeit schon sehr stark relativieren.”
Thielmann analysierte im vergangenen Jahr sehr ausführlich dem Rekord, der keiner war, in einer Beitragsreihe
Wer es noch detaillierter mag, der kann in dieser Dissertation von Dimitre Stankov die Konzeption des Deutschen Aktienindex nachlesen.
Was ist „nicht darzustellen“? Dax minus Dividenden (bzw. gleich die Kursindexversion nehmen) minus VPI? Das kann jeder in Excel. Ein Witz, dass Onvista und Konsorten dazu nicht in der Lage sind.
Thielmann ist aber selbst nicht besser. Er lobt zum Beispiel diesen Value-Fondsmanager unter Jack Bogle. Der als begnadeter Stockpicker doch 3% p.a. erzeilt hätte. Thielmann „vergisst“ nur zu erwähnen, dass er damit einen Valueindex gerademal so knapp erreicht hat. nix Outperformance. Aber das darf Thielmann ja nicht sagen, schließlich verdient er sein Geld ja mit Value-Stockpicking-Tipps, gell? lol
@ oeri
1) „kaum darzustellen“ (wie es im Text heisst) sind z.B. Steuereffekte.
2) ist mir kein Value-Index bekannt, der im Vergleichszeitraum so gut wie John Neff gewesen sein soll. Insofern wäre ich hier für eine präzisere Angabe dankbar.
3) verdiene ich kein Geld mit Value-Stockpicking-Tipps.
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