Alberner Kampf der Alphatiere um VW und Porsche

by Dirk Elsner on 1. Juli 2009

Wohl niemand kennt derzeit die “wirklichen Absichten” der Alphatiere bei VW, Porsche und den Familien Piech und Porsche. Die in welcher Form auch immer angestrebte Fusion zwischen den Autokonzernen wirft aber ein erschreckendes Schlaglicht auf Management und Eigentümer. Es ging hier nie um unternehmerische Ziele, sondern um pures und wirtschaftlich sinnloses Alphagehabe (die FTD schreibt: “Gehabe pubertierender Jungs”).

Ein Armutszeugnis ist es, wenn nun mittlerweile mehr darüber nachgedacht wird, wie eine “gesichtswahrende Lösung” aussehen kann. Das beweist, dass es schon lange nicht mehr um Unternehmensstrategie, sinnvolle Produkte und Arbeitsplätze geht. Ob die witzige Anzeige (Slogan: „Keine Angst. Wir bleiben auf der linken Spur“) von Porsche ausgerechnet in der SPD-Hauspostille “Vorwärts” ebenfalls dem Machtkampf dient, lässt sich aus der Distanz nicht ausmachen, darf aber vermutet werden.

Die Frage, ob eine solche Fusion Sinn macht, wird überhaupt nicht gestellt. Bereits vor einigen Wochen schrieb der Blick Log, mit den Argumenten, die Wiedeking zur Fusion von Porsche und VW anführt, könnte genauso der Erwerb einer Milchkannenfabrik begründet werden.

Tatsächlich ist der Weg zum neuen Autogiganten” aus guten Gründen zweifelhaft. So müsste das Management zeigen, dass die aus der Fusion resultierenden economies of scale und economies of scope deutlich über den Transaktionskosten der Fusion und vor allem über den in der Folge viel höheren Agency Kosten liegen. Gerade die Agency Kosten dürften hier überdurchschnittlich hoch sein, weil die Steuerung von Unternehmen in dieser Größenordnung mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen und ausgeprägten Eigeninteressen der Manager sehr hohe Ressourcen erfordert.

Zweifel an der Vorteilhaftigkeit müssen vor allem erlaubt sein, weil für ein Unternehmen dieser Größenordnung wieder das “to big to fail” gilt mit ungeahnten Konsequenzen, wenn die betriebswirtschaftlichen Ziele im Machtkampf tatsächlich so zerrieben werden, wie es die Meldungen nahelegen.

Die Vorteile, die ein solcher Zusammenschluss auf der Ebene der operativen Zusammenarbeit verspricht, lassen sich übrigens auch anders heben. Das beweisen unzählige Kooperationen im Automobilbereich. Besonders deutlich wird das z.B. an Automobilzulieferer Magma, der sich längst nicht auf die reine Zulieferung beschränkt, sondern ganze Autos für verschiedenste Unternehmen ohne kapitalmäßige Verflechtungen zusammenschraubt (siehe Details dazu in der Opel Mindmap).

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Ob Katar wirklich ein ernsthaftes Interesse an einem Einstieg bei Porsche angesichts dieser Wirren hat, ist zweifelhaft. Schon öfter in den letzten Monaten mussten Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten als Druckmittel herhalten. Hier werden die Bedürfnisse der Investoren aus dem mittleren Osten falsch eingeschätzt. Möglich, dass ihr höflich verpacktes “Nein!” in Zuffenhausen und Wolfsburg nicht verstanden wird.

Entweder wird die Katar-Karte in diesem Spiel nur verwendet, um Druck auf VW auszuüben. Oder aber das zerstrittene Bild, das die Medien von den Protagonisten zeichnen, weicht stark von der Realität ab. Jedenfalls wäre der Einstieg eines Finanzinvestors in dieses Gebilde kaum nachvollziehbar, es sei denn er erhält erstklassige Konditionen. Die mit Katar vereinbarten Konditionen gehen dann übrigens zu Lasten anderer Stakeholder der beiden Unternehmen.

Weitere Schlagzeilen aus den letzten Tagen

Porsches Propaganda-Krieg mit Volkswagen: Die Schlammschlacht der Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech ist nicht nur unwürdig und kontraproduktiv. Sie ist skandalös. Dabei wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Ein Kommentar von WirtschaftsWoche-Redakteur Martin Seiwert.

HB: Porsche lässt VW abblitzen: Das Management des hochverschuldeten Sportwagenbauers Porsche hat einen Kompromissvorschlag der Volkswagen-Spitze zur Integration beider Unternehmen brüsk zurückgewiesen. Damit treiben die Auseinandersetzungen zwischen VW, dem Land Niedersachsen und der Porsche-Führung auf einen neuen Höhepunkt zu. Die Folgen sind unabsehbar, eine Einigung ferner denn je.

HB: Porsche sieht sich vor Abschluss mit Katar Porsche sieht sich laut einem Unternehmenssprecher „auf der Zielgeraden der Verhandlungen“ mit Katar. Einem Pressebericht zufolge könnte es dabei aber gar nicht um einen Einstieg bei dem Sportwagenbauer gehen. Vielmehr ist das Emirat demnach an VW interessiert. Einen mächtigen Mann könnte das in Bedrängnis bringen

FTD: Katar erwägt direkten Einstieg bei VW: Steigt das Emirat bei Porsche ein – oder liebäugeln die Scheichs mit einer Beteiligung an Volkswagen? Zuletzt hatte es nach einem Porsche-Engagement Katars ausgesehen. Doch nun sind anders lautende Berichte zu hören.

HB: Bund zeigt Porsche die kalte Schulter: Der Spielraum des hochverschuldeten Autobauers Porsche engt sich ein. Der Sportwagenbauer hat sich mit seinem Antrag auf einen staatlichen Milliardenkredit bei der Bundesregierung eine Abfuhr eingehandelt. Damit sinken die ohnehin als gering eingeschätzten Chancen auf Bewilligung des beantragten Kredits über 1,75 Mrd. Euro gegen null. Jetzt ruhen die Hoffnungen vor allem auf einem.

Ecolot: Kleinliches Gezerre bei Porsche/VW

Time: Why VW and Porsche are On a Collision Course

FAZ: Porsche und VW – Einer lügt – oder nicht?

HB: Porsche lässt VW abblitzen

II: Nicht mit der Brechstange..

Alphaville: Porsche rejects VW’s stake bid

FTD: Katar macht Porsche schriftliches Angebot

SB: Showdown bei Porsche

Wiwo:

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