Schon mehrfach hat dieser Blog auf die Frage geblickt, ob hohe Geld und Bonuszahlungen die Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern in einer Weise fördern, dass mit der Aussicht auf zweistellige Millionensaläre neue Leistungsdimensionen erreicht werden. Dies wird nämlich immer wieder von den Vertretern hohe Bonuszahlungen behauptet, ohne dies freilich begründen zu können.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, die nicht gerade im Verdacht steht, gesetzliche Maßnahmen zur Bonibegrenzung zu fordern, trug in einem Beitrag von Georg Meck einmal mehr Belege dafür zusammen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Gehaltshöhe und Leistungen des Managements gibt. Meck schreibt u.a.
“Bewaffnet mit Studien, streiten die Gelehrten, ob Geld die Geschäftsführer anspornt oder von einem bestimmten Betrag an nur noch deren dunkelste Instinkte weckt. „Manager, die durch finanzielle Anreize gesteuert werden, lassen sich Professionalität und Integrität abkaufen“, sagt Thielemann kategorisch.
Als Beleg für die Verwerflichkeit monetärer Anreize wird gerne die Geschichte vom kleinen Jungen mit dem Rasenmäher erzählt: Ein Sohn mäht abwechselnd mit dem Vater den Rasen, ohne dafür Geld zu sehen. Belohnt ihn die Mutter einmal mit fünf Euro, lässt schlagartig sein Einsatz nach: Er mäht nur noch gegen Bezahlung. Und wenn der Nachbar auch nur einen Euro mehr bietet, pflegt er dort den Garten.”
So weit die Anekdote, übertragen auf die Industrie, formuliert BMW-Vorstand Krüger sie nicht viel anders: Er mag keine Typen, denen man ständig eine Karotte vor die Nase halten muss, damit sie sich bewegen. Weit wichtiger als der finanzielle Anreiz sei die intrinsische, also selbstgesetzte Motivation, sagt BMW und provoziert damit den Widerspruch der Empiriker.
Der Beitrag zitiert aber auch “Fachleute”, die das Gegenteil behaupten:
Schnödes Geld sei das wirksamste Mittel, um Manager zu Höchstleistungen zu treiben, sagt Jens Massmann, Vergütungsexperte bei Ernst & Young, der etliche Dax-Konzerne berät. Intrinsischer Antrieb schön und gut, „aber alle empirischen Studien beweisen: Unternehmen mit variabler Vergütung haben eine bessere finanzielle Performance.“ Wie hoch die Belohnung sein darf, regelt in Deutschland seit dem Sommer ein Gesetz „zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung“ (Bremse für Vorstandsgehälter). Was aber heißt angemessen? Hier kommt wieder die Spreizung zwischen Chef und Angestelltem ins Spiel, die neuerdings in der Vergütung zu beachten ist – insofern dürfte das Beispiel BMW Nachahmer finden.
Freilich wird kaum bestritten, dass variable Vergütung die Leistungsbereitschaft erhöht. Die Frage ist nur, ob eine Verzehnfachung der Gehälter auch eine entsprechende Leistungssteigerung bewirkt. Für einen Hinweis auf eine entsprechende Studie wäre ich sehr dankbar.
Artikel im Blicklog zum Thema
Überzogene Erwartungen in Deutschland an Bonibegrenzungen (23.9.09)
Wie variable Vergütung das Denken und Handeln einengt (27.8.19)
Die Wirtschaftselite in der Legitimationskrise: “Wo ist hier eine coole Sau, die begeistert!” (5.8.09)
Bonus im Fokus: Die ewige Debatte bisher ohne Fragen an Aufsichtsräte und Eigentümer (21.7.09)
Wenn der Bonus zu hoch ist, dann sinkt die Leistung (19.6.09)
Diese und viele weitere Beiträge von verschiedenen Autoren zum Thema Führung, Anreize, Bonus und Motivation auf dieser Überblickseite.
Diese Eindimensionalität in der diese Debatte geführt wird, ist ja noch nicht mal bei Ratten im Versuchslabor festzustellen. Offenbar muß man in die Meta – Interessenlage von „Managern“ und solchen, die sich dafür halten, erst mal hineinsehen, um zu verstehen, daß sie angeblich einem primitiven Reiz – Reaktions – Modellrahmen entsprechen sollen. Dahinter muß Absicht stecken, denn das Kaleidoskop von Motivationsfaktoren ist recht vielfältig:
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/MotivationModelle.shtml
Vielleicht soll dabei ein anderer Aspekt überspielt werden, daß nämlich die Leistung von Managern garnicht so groß ist, wie sie immer verkauft wird. Und Banker, selbst wenn sie noch vor dem Bildschirm sitzen müssen, haben doch auch keine Aufgabe, die komplexer wäre, als das, was moderne Computerspiele den Usern abfordern. (Und es soll niemand mit Verantwortung kommen, die gibt es nämlich nicht – mehr!)
Was Geld auf jeden Fall zunichtemacht ist die Fähigkeit, weitreichende Entscheidungen fällen zu können, die ja meist auch nicht nur die eigene Zukunft betreffen. Der durch Geld befeuerte Größenwahnsinn, dem schon mancher Vorstandsbossi verfallen ist, hat noch immer dafür gesorgt, daß die unvermeidlichen Fehler den Abgang dieser „Leistungsvernichter“ beschleunigen. Das ist das einzig Tröstliche, auch wenn dafür erst Millionen / Milliarden verbrannt werden müssen!
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