Ganz großes Kino von Herrn Ackermann für den PR Coup einer „freiwilligen“ Beteiligung an der Finanzierung Griechenlands

by Dirk Elsner on 1. Juli 2011

Welche eine erstaunliche geschickte PR der Banken. Erst haben sie das Prinzip der Gläubigerhaftung ausgehebelt und dann lassen sie sich dafür noch feiern. Dabei sind die Details der „freiwilligen Hilfe“ noch gar nicht bekannt. “Dies geschehe im Rahmen der wirtschaftlichen und rechtlichen Möglichkeiten und der noch festzulegenden europäischen Finanzierungsstrukturen Griechenlands.” So heißt es jedenfalls in einer Presseerklärung des Bundesfinanzministeriums.

Vor Josef Ackermann können sich die Manager der anderen Banken eigentlich nur verneigen, wie er das wieder einmal eingefädelt hat. Gestern hat er noch mit der Kernschmelze des Finanzsystems gedroht und heute gibt er sich großzügig. Über die Verdrehung der Prinzipien der Gläubigerhaftung habe ich in den letzten Wochen schon genug geschrieben

Die FTD hat erkannt, dass den Deutschen Banken kein Lob dafür gebührt, denn “schließlich wussten sie, was sie taten, als sie griechische Staatsanleihen kauften.” Claus Hulverscheidt und Harald Freiberger bringen es für die Süddeutsche noch besser auf den Punkt: “Banken drücken sich vor substantiellen Hilfen”. Den Kern trifft die FAZ, die richtig feststelle: “Letzlich wurden einmal mehr Finanzunternehmen auf Kosten der Steuerzahler gerettet.” Und auch das Handelsblatt trifft es mit dem Printtitel am Freitag und schreibt über „Die Selbstrettung“ und einem attraktiven Modell für die Banken.

Amüsant ist, dass ein gewichtiger Teil des wider allen Prinzipien durchgesetzten Beitrags ohnehin von staatlichen Banken KfW bzw. der Bad Bank der Hypo Real Estate getragen wird, für die ja ohnehin der Bund haftet. Und sicher erhalten die Banken für diesen Minibeitrag für die verbliebenen Ausleihungen, für die sie ja bisher eine hohe Risikoprämie kassiert haben, auch noch eine komfortable Absicherung. Der Marktwert ihrer Forderungen wird durch diesen Deal deutlich ansteigen, was die Börse entsprechend gefeiert hat. Denn, wenn ein Institut bereits entsprechende Vorsorge in Form von Rückstellungen gebildet hat (bzw, die Börse durch entsprechende Kursabschläge), dann wird es ihnen die Vereinbarung ermöglichen, diese zu Gunsten ihres Gewinnkontos aufzulösen. Besser kann man nicht verhandeln.

Wie auch immer die Vereinbarung im Detail aussehen wird, sie ist ganz großes Kino der Finanzbranche. Die Bundesregierung hat sich austricksen lassen und feiert sich noch dafür. Und selbst die FDP, die in ihren Sonntagsreden gern die Ordnungspolitik bemüht, blamiert sich mir ihren Äußerungen.

Ich muss mal schauen, ob ich es am Wochenende schaffe, an einem Zahlen-Beispiel die wundersame Wirkung dieses Deals deutlich zu machen. Die wirklichen Zahlen bleiben uns Steuerzahlern, die wir nun in Haftung genommen werden, wie immer natürlich verborgen. Was das Modell übrigens für Griechenland selbst bedeutet, versucht Mark Schieritz im Herdentrieb herauszuarbeiten.

nigecus Juli 3, 2011 um 19:25 Uhr

Der Seite 1 Artikel in der Wochendausgabe vom HB startete ja auch so: „Wolfgang Schäuble ist kein guter Schauspieler…Doch während er die Worte vortrug stand Schäuble die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben“

Also die deutschen Privatbanken werden Griechenland erstmal nicht Teil ihrer Schulden erlassen. Bei dem eher niedrigen Volumina im Vergleich zum Rest ihrer Aktiva würde es den größeren deutschen Privatbanken und privaten Versicherungen eh nicht kratzen (Es sei denn sie haben Sovg.CDS auf Griechenland verkauft).

Ok, es würde sicher einigen kleineren Banken/Versicherungen/Pensionskassen/Fonds weh tun, die eine sehr hohe Anteil ihres Assetportfolios in griechischen Anleihen haben (z.B. die Beamtenvorsorgekasse von NRW hat 6% ihres Portfolios dort. 6%!?!?!?! … vergleiche dazu dass griechische BIP ist nur 2% vom europäischen BIP… da war wohl jemand Spread-gierig).

Ich denke, dass die Annreize für die Politik (mit all ihren EU-Fonds, EZBs, usw.) viel größer ist kein D-Rating zu kassieren. Dann würde die Politik tatsächlich das Loch fallen was sie sich selbst gebraben haben (Wer hat denn konsequent Maastricht-Kriterien ignoriert. Alle! Alle Euro-Länder. Wir auch. Schlechtes Führungsbeispiel).

Ich habe mir den Deal angeschaut. Wirklich schlecht gestrickt ist dieser nicht. Die Griechen müssen einen bestimmten Prozentsatz des aufgenommen Kapitals in eine Art Principal Protection Account einzahlen (womit „AAA“-Anleihen gekauft werden, deren Fälligkeit mit den neuen griechischen 30-jährigen übereinfällt). Dadurch entstehen Zinsverluste, die den effektiven Zins für die Griechen durchaus verdoppeln. Darüber kann man rummotzen, weil ja (theoretisch) die Griechen bereits heute einen solchen Yield zahlen würden. Dieser Vergleich hinkt, weil aktuell niemand den Griechen zu diesem (theoretischen) Yield etwas leihen würde, und schon garnicht über 30 Jahre.

In irgendeinen Forum habe ich einen wirklich guten Vorschlag gelesen: Schickt deutsche Finanzbeamte nach Griechenland, um den griechischen Kollegen eine Fortbildung in Sachen Organisation, Enforcement, etc. geben. Man kann ja über die deutsche Bürokratie rummotzen wie man will. Aber schlechter geht es dennoch (Die Griechen tippen „manuell“ in Excel-Tabelle ihre Reports nach Eurostat. Unser Finanzamt ist wenigsten schon im 21.Jhd angekommen). Eigentlich ist (fast) so ähnlich wie bei Unternehmenskrisen. Entweder verändert sich die Organisation radikal (Vor allem auf der Effektivitätsebene und dann bei der Effizienz), oder es Finito! Nur bei Staaten gibt es kein Finito (Der Staat/Bevölkerung würde einfach hinsichtlich aller humanen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen Indikatoren abstürzen). Die ganze Geschichte ist vor allem eine riesen Chance für Griechenland, was sie aber auch selbst (ohne Fremdeinwirkung) veermasseln können. Schuld ist man vor allem immer selbst.

Sascha Juli 1, 2011 um 13:51 Uhr

Könnten Sie das „Prinzip der Gläubigerhaftung“ bitte erläutern?

dels Juli 2, 2011 um 08:47 Uhr

@Sascha hier in diesem Beitrag ist das erläutert: „Wenn Du ein Gläubiger bist, dann bist Du ein Gläubiger. Ausnahme, Du bist eine Bank
Wenn ich als Gläubiger jemandem Geld leihe und der Schuldner nicht zurückzahlt, dann gibt es für den Gläubiger keine Möglichkeit, sich diese Schulden von einem Dritten bezahlen zu lassen. Selbstverständlich haftet auch weiter der Schuldner.

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