Stress-Test-Veröffentlichungen als Beruhigungspille und PR-Maßnahme für Finanzsektor

by Dirk Elsner on 15. Juli 2011

Wie im vergangenen Jahr warten wir wieder mehr oder weniger gespannt auf die Veröffentlichung der Stresstestergebnisse. Die European Banking Authority (EBA) informierte die EU-Finanzminister am vergangenen Dienstag über die Ergebnisse der neuen Banken-Stresstests informieren. Heute werden die Testergebnisse veröffentlicht werden. Insgesamt wurden 91 Banken getestet.

Bisher sickerte durch, dass von den 91 getesteten Instituten die deutschen Banken mit einer Ausnahme den Test bestanden haben sollen und international bis zu 15 Institute unter den Stressbedingungen zu wenig Eigenkapital in ihrer Bilanz haben. Als durchgefallen gelten alle Institute, deren harte Kernkapitalquote im Stresstest unter fünf Prozent gefallen ist.

In Deutschland ist nach den EBA-Kriterien die Hessische Landesbank durchgefallen und wehrt sich heftig und offensiv gegen das Ergebnis bzw. gegen die Veröffentlichung. Auch wenn es der Bank in cleverer Weise gelungen ist, durch gute PR-Arbeit die Medien auf die eigene Seite zu ziehen, bleibt doch festzuhalten, dass die Kriterien nach den EBA-Vorgaben zum 31.12.2010 (das ist nämlich der Stichtag) nicht erfüllt waren. Die Helaba reklamiert aus meiner Sicht zwar richtig, dass auch stille Einlagen als Eigenkapital anerkannt werden sollten, nur war dieses Eigenkapital halt zum 31.12.2010 noch nicht da. Und auch aus der Presseerklärung ist nur zu erkennen, dass sich die Hessische Regierung zu der Einlage verpflichtet hat, nicht deutlich wird aber, wann das Geld eingezahlt wird. Darüber hinaus würde ich die Hessische Landesbank und andere Banken gern fragen, wie sie denn die im Handelsbuch befindlichen Anleihen der down gegradeten Euro-Schuldner Griechenland, Portugal und Irland bewertet haben.

Auch wenn es in diesem Jahr wieder reichlich Zoff um die Erhebungsmethodik gab, so lässt sich zumindest festhalten, dass die Anforderungen in diesem Jahr strenger waren als in 2010 (Dokumentation der Anforderungen über diesen Beitrag). Und die EBA (European Banking Authority) soll sogar noch weiter nachgebessert haben, denn für Irritationen sorgte im Vorfeld, dass der Haircut auf Staatsanleihen von Ländern mit Refinanzierungsprobleme ursprünglich zu gering angesetzt war.

Die Ergebnisse sollen angeblich Transparenz in die Krisenfestigkeit von Banken bringen und die Finanzmärkte beruhigen. Als Beobachter wird man aber den Eindruck dennoch nicht los, es handele sich wieder um eine geschickte Inszenierung, bei der allein das Ergebnis zählt. Einige Analysten halten diese öffentlichen Tests daher für reine Zeitverschwendung.

Im letzten Jahr schrieb ich zu der Veröffentlichung der Stresstestergebnisse, dass es mich nicht überraschen würde, wenn bei einem Wiederaufflackern der Finanzkrise sich viele Finanzhäuser als nicht so stabil erweisen, wie es die Stresstests uns vormachen werden. Das hatte sich bereits für Irland bewahrheitet. Und auch die Diskussion um die Entlastung von Gläubigern griechischer Anleihen offenbaren die Labilität des Finanzsektors.

Die Veröffentlichung der Stresstestergebnisse bleibt daher auch in diesem Jahr eher eine PR-Maßnahme, die die Profis an den Finanzmärkten kaum beeindrucken wird. Und die Banken selbst führen glücklicherweise intern gemäß den bankenaufsichtsrechtlichen Regelungen weitere Stresstests durch, deren Ergebnisse allerdings nicht veröffentlich werden. Das ist vermutlich auch besser so.

Erstaunlich finde ich freilich die Begründung der Kritik des deutschen Bankenverbands an den Stresstests. Die Süddeutsche zitiert dazu Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des privaten Bankenverbands in Deutschland,
Ziel der Stresstests sei es, Transparenz in die Bankenwelt zu bringen und dadurch die Finanzmärkte zu beruhigen. Kemmer ist jedoch in Sorge, dass genau das Gegenteil eintritt. Die Institute seien gezwungen „tiefgreifende Details der Geschäftspolitik“ zu veröffentlichen. Das schaffe weder mehr Vertrauen noch mehr Transparenz.
Es sei nicht auszuschließen, dass „diese Detailinformationen die Marktvolatilität deutlich steigern könnten“. Das bestätigt eine schon lange hier vertretene These, dass es einigen Instituten schlechter geht, als sie es öffentlich darstellen.

Die angedrohte “verschärfte öffentliche Aufsicht” für Institute, die wie die HSH Nordbank und die NordLB die Tests nur knapp bestanden haben sollen, ist ebenfalls reine Augenwischerei, denn bekanntlich stehen die Landesbanken schon seit 2008 im Fokus der Aufsichtsbehörden. Noch stärkere Aufsicht dürfte hier kaum möglich sein.

Über meinen Maßstab an einen guten Stresstest habe ich mich am Mittwoch in Stützels Maximalbelastungstheorie als Benchmark für Stresstest der Banken ausgelassen. Einen Ticker mit den aktuellen Ergebnissen des Tests habe ich hier eingerichtet. n

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