Hausse bei toxischen Wertpapieren => keine Inanspruchnahme von Steinbrücks Bad Bank

by Dirk Elsner on 19. Mai 2009

Während in Deutschland noch über Bad Banks und die Risiken für die Steuerzahler durch sogenannte “toxische” Wertpapiere (dahinter verbergen sich in der Regel Schuldtitel, in denen Kredite z.B. an Immobilienkäufer oder Kreditkarteninhaber gebündelt werden) leidenschaftlich diskutiert wird, überholt die aktuelle Marktsituation offensichtlich die inländischen Streithähne. Die Marktpreise für „toxische“ Papiere haben sich nämlich kräftig erholt. Dass dies kaum bekannt ist, mag daran liegen, dass es für toxische Wertpapiere keinen medienwirksamen Index gibt und der bislang unregulierte Markt für Außenstehende sehr intransparent ist.

Dabei haben sich die Preise für die verbrieften Forderungspakete, die unter Bezeichnungen wie CDOs, ABS, MBS etc. die Bankbilanzen insbesondere im ersten Quartal noch schwer belastet haben, deutlich erholt. Davon zeugen nicht nur Aussagen von Marktplayern, wie Scott Simon von Pimco (gehört zur Gruppe Allianz Global Investors) in diesem Bericht von Bloomberg, sondern auch indirekte Marktindikatoren, die für die Bewertung dieser Papiere herangezogen werden, wie vor allem die sogenannten Credit Spreads von Banken und deren Indizes wie z.B. der iTraxx-Familie.

Der iTraxx ist quasi der Dow Jones der Kreditderivate und spiegelt das Versicherungsrisiko von Anleihen gegenüber verschiedenen Schuldnergruppen wieder. Die Versicherungsprämie wiederum fließt über komplexe Modelle direkt in die Bewertung der “toxischen” Wertpapiere ein. Im Klartext: Sinken die Versicherungsprämien, dann steigen die Bewertungen für toxische Papiere. Beobachten lässt sich diese Erholung z.B. an sogenannten ETFs, die an der Deutschen Börsen gehandelt werden, wie am iTraxx Europe Senior Financials.

Weitere Berichte und Interviews auf Bloomberg TV deuten auf ein deutlich gestiegenes Interesse an Investitionen in diese Anlageklasse hin. Damit ist jetzt, dass eingetreten, was ich zuletzt im März vermutet habe. Damals schrieb ich im Blick Log: “Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage, halte ich die gezahlten Risikoprämien für zu hoch, weil sie mehr von Angst als von rationalem Kalkül geprägt sind.” Diese Risikoprämien haben sich nun “normalisiert” und damit zu entsprechender Bewertungssteigerungen bei “toxischen” Papieren geführt. Ihre Marktwerte  “vergiften” damit deutlich weniger die Bankbilanzen als noch vor zwei Monaten. Vom der Gefährlichkeit der in diesen Papieren verbrieften Forderungen war ich ohnehin nie überzeugt, zumindest nicht in dem Ausmaß, wie es die zum Teil sehr niedrigen Marktwerte erwarten ließen.

Sollte sich die Marktlage für “toxische” Papiere auf dem aktuellen Niveau stabilisieren oder die Erholung gar fortsetzen, dann ist zu erwarten, dass nicht einmal eine einzige Bank den in der vergangenen Woche verabschiedeten deutschen Bad Bank-Plan in Anspruch nehmen wird. Der Grund ist einfach. Die Marktwerte nähern sich tendenziell den Buchwerten an. Natürlich wissen wir Außenstehende nicht, wie groß noch die Abstände zwischen den jeweiligen Markt- und Buchwerten bei den Kreditderivaten (hier ein kleines Einmaleins der Kreditderivate) sind. Da die Bundesgarantie jedoch einen Abschlag vom Buchwert von 10% voraussetzt, ist die Inanspruchnahme für kaum eine Bank ökonomisch sinnvoll. Außerdem würde die Inanspruchnahme in der gegenwärtigen Marktsituation ein negatives Signal über die Bonität und Solvenz einer Bank aussenden, die diese Garantie nutzt. Und das wollen die Institute unter allen Umständen vermeiden.

Eine ausführliche Dokumentation verschiedenster Beiträge des Blick Logs und anderer Quellen zur Diskussion um “toxische” Wertpapiere und Bad Bank ist auf dieser Seite zu finden.

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