VW: Porsche-Kauf auf der Hebebühne der Investoren

by Dirk Elsner on 9. Oktober 2009

Seit Wochen wundere ich mich über die Ruhe zum noch nicht abgeschlossenen Porsche-Deal von VW. Nun stockt der Motor offensichtlich bei einigen Investoren. Vermutlich haben die erst verspätet die Beiträge des Blick Logs gelesen und sich die Transaktion, soweit überhaupt Informationen verfügbar sind, erst jetzt unter der Hebebühne angesehen. Das Ergebnis fällt nicht besonders erfreulich aus. “ Investoren formieren sich gegen Porsche-Deal” betitelt Handelsblatt.com einen Beitrag und schreibt u.a.

Der Unmut der institutionellen Investoren an der geplanten Übernahme von Porsche durch VW wächst. Nach einem norwegischen Pensionsfonds hat auch Deutschlands größte deutsche Fondsgesellschaft DWS Investment mehr Transparenz eingefordert. Sowohl Norwegen als auch DWS werfen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Interessenskonflikte vor. …

Die Verschmelzung der Unternehmen „hinterlässt den Eindruck, vor allem den Bedürfnissen der Eigentümerfamilien von Porsche zu dienen und auf Kosten von Volkswagen und dessen Minderheitsaktionären“ zu gehen, heißt es in dem Brief. Der Fonds gilt als einer der größten staatlichen Kapitalverwalter der Welt. Ein VW-Sprecher wollte sich zu dem Brief nicht äußern.

Die FTD ergänzt die Kritik aus einem Schreiben des norwegischen Staatsfonds an VW:

In dem Schreiben kritisiert Kvam auch den Kaufpreis für Porsche. „Wir meinen, dass Volkswagen (für Porsche) einen fürchterlich hohen Preis zahlt. Wir fragen uns, wie man auf diesen Preis gekommen ist, besonders mit Blick darauf, dass Porsche ein Unternehmen mit Problemen ist. Das sollte es wohl möglich sein, eine guten Preis auszuhandeln“, sagte sie.

„Dem vorgeschlagenen Geschäft fehlt es an Transparenz“, kritisierte der Fonds. Es sei nicht erkennbar, dass mögliche Interessenskonflikte der Beteiligten ausreichend gewürdigt seien. Vor allem kritisieren sie die im Zuge des Porsche-Geschäfts geplante Übernahme der Porsche Holding Salzburg durch VW. Diese Vertriebsholding gehört bislang dem Familienclan der Porsches und Piëchs. Diesen Kauf solle VW stoppen, solange sein strategischer Sinn für den Konzern nicht ausreichend erklärt sei.

Beklagt wird außerdem die geringe Auskunftsbereitschaft. So wird es nichts mit der schnellen TÜV-Freigabe für den Deal, der nach Angaben des Handelsblatt sogar scheitern könne. Die jüngsten Vorwürfe des norwegischen Pensionsfonds seien für das Ansehen von Volkswagen und deren Corporate Governance verheerend, meint Wirtschaftsrechtler Michael Adams gegenüber manager-magazin.de und fordert eine Offenlegung der Wertgutachten.

Offiziell hat sich VW bisher nicht dazu geäußert. In der FTD ist jedoch zu lesen:

Ein Sprecher sagte jedoch FTD.de: „Wir zahlen einen fairen Preis. Das haben uns Wirtschaftsprüfer bestätigt.“ Die Schaffung des integrierten Konzerns folge einer sinnvollen industriellen Logik

Was VW unter “sinnvoller industrieller Logik” versteht, bleibt weiterhin im Dunkel. In einer Presseerklärung Mitte August war dazu lediglich zu lesen:

“Die Schaffung des integrierten Konzerns mit zehn starken Marken unter Führung von Volkswagen folgt einer überzeugenden industriellen Logik: Volkswagen wird seine Position als weltweit führender Mehrmarken-Konzern mit der Porsche AG und dem Vertriebsgeschäft der Porsche Holding Salzburg weiter ausbauen. Der integrierte Konzern wird eine Spitzenposition bei globaler Marktpräsenz, Segmentabdeckung, Technologie und Innovation, weltweiter Einkaufsstärke und Fertigungsbasis einnehmen. Er verfügt über attraktive Wachstumsaussichten auf Basis überlegener Baukästen, finanzieller Solidität, schlagkräftiger Führung und exzellenter Mitarbeiter.”

Eine den Ansprüchen von Investoren genügende Aussage ist dies sicher nicht. Aber wer weiß, vielleicht braucht VW ja auch den Investoren-TÜV nicht und schafft sich eigene Verkehrsregeln.

Der Blick Log hatte sein Unverständnis bereits im August in mehreren Beiträgen formuliert:

Aktionäre verschrotten VW-Stammaktien und strafen Intransparenz ab (19.8.)

Lasche Phrasen und ein paar Zahlen zur Begründung der Porsche-Übernahme durch VW (15.8.)

Für Porsche kann sich das VW-Management keinen Porsche mehr leisten (30.7.)

Wer erklärt den Sinn der Porsche Übernahme durch VW? (24.7.)

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