Kreditversicherungen abschließen oder Credit Management optimieren (Teil 1)? Kosten der Kreditversicherung

by Dirk Elsner on 6. Oktober 2011

In einem Beitrag zu den negativen Erfahrungen mit Kreditversicherungen habe ich deutlich gemacht, warum der Frust vieler versicherter Unternehmen gegenüber Kreditversicherungen nachvollziehbar ist. Ich kenne mittlerweile viele Betriebe, die ihre Verträge gekündigt haben. Selten habe ich jemanden davon abhalten wollen.

Freilich rate ich den Unternehmen, es nicht einfach bei einer Kündigung zu belassen. Wer sich von seiner Kreditversicherung trennt, der ist klug beraten, wenn er sein Schulden- und Forderungsmanagement gerade in diesen weiter volatilen Zeiten optimiert. Hier hapert es selbst bei größeren Unternehmen noch häufig.

Leider ist es nicht einfach die echten Kosten einer Versicherung ermitteln. Unternehmen sollten sich aber auf gar keinen Fall einzig von der Versicherungsprämie für ein bestimmtes Forderungsvolumen blenden lassen. In den Details der Allgemeinen Versicherungsbedingungen lauern nämlich viele Feinheiten, die eine Kalkulation selbst für Fachleute schwer machen, wie insbesondere

  • unterschiedliche Selbstbehalte (z.B. in Abhängigkeit von der Bonität der versicherten Forderung) bei Eintritt eines Versicherungsfalls
  • Ausnahmen bestimmter Schuldner, deren Versicherung abgelehnt werden
  • Anpassung der Prämien bei Inanspruchnahmen (ähnlich wie bei einer KFZ-Versicherung)
  • besondere Kündigungsrechte des Versicherers
  • Prämienanpassungen bei Veränderung der Makro-Risikolage

Insbesondere die einseitigen Kündigungsrechte der Versicherung können sich schnell zum teuersten Bestandteil entwickeln, wie die Jahre 2008/2009 gezeigt haben. Die verschiedenen Vertragsbestandteile variieren außerdem von Versicherer zu Versicherer und sind hier von vielen weiteren Risikoparametern abhängig (Branche, Land, Risikostreuung). Sogar die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Versicherungsnehmers fließt in die Angebotskalkulation mit ein. Klar, Kreditversicherungen gehen davon aus, dass wirtschaftlich leistungsfähige Unternehmen, sich ihre Geschäftspartner sorgfältiger aussuchen und weniger Geschäfte mit bonitätsschwachen Unternehmen machen. Transparenz ist hier auch mit spezialisierten Versicherungsmaklern nur sehr schwer zu erzielen.

Bei derart intransparenten Vertragskonstrukten (mit sogenannten eingebetteten Optionen, wie das in der Finanzsprache heißt) darf man aufgrund agenytheoretischer Überlegungen vermuten, dass die Informationsasymmetrie eher zu Lasten der Versicherten geht (siehe aber diesen Text hier zur “Informationsasymmetrie in Versicherungen”)

Um näherungsweise Transparenz zu erhalten, ist es hilfreich, die Schäden tatsächlicher Ausfälle vergangener Geschäftsjahre zu kennen. Dabei ist dann nicht die anfängliche Gesamtforderung als Bruttoausfall zu berücksichtigen, sondern nur der tatsächlich nicht zurück gezahlte Betrag. Weiterhin sollte ein Unternehmen anhand einer typischen Forderungsliste für ein Geschäftsjahr selbst den Umfang seiner Ausfälle einschätzen (ich beschäftige mit damit genauer in einem Folgebeitrag).

Man kann so auf Basis der erwarteten Ausfälle für ein Geschäftsjahr selbst durchrechnen (Risikozuschlag nicht vergessen), wie teuer der Verzicht auf eine Kreditversicherung ist.

Zugegeben, die Berechnungen sind nicht trivial und erfordern etwas Zeit und Vorbereitung. Aber wenn ein Unternehmen bei etwa 24 Mio. Euro Umsatz Versicherungskosten in Höhe von 30.000 Euro trägt und wir Kosten für Selbstbehalte und nicht versicherte Forderungen auf 20.000 Euro annehmen (das sind jetzt reale Werte aus der Unternehmenspraxis), dann hätten in dem betrachteten Geschäftsjahr Forderungen in Höhe von 50.000 Euro ausfallen müssen, damit sich die Versicherung lohnt.

Idealerweise rechnet man die Versicherungsprämie um in eine Prozentzahl, um einen Vergleich mit Alternativen zu erleichtern. Dazu sollte man ermitteln, welchen Kreditbetrag man benötigen würde, um die den Kunden gewährten Zahlungsziele zu finanzieren. Dazu ein vereinfachtes Beispiel: Das oben erwähnte Unternehmen erzielt  monatlich 2 Mio. Umsatz und räumt durchschnittlich 30 Tage Zahlungsziel ein. Damit beträgt über das Jahr gerechnet das Ausfallrisiko etwa 2 Mio. Euro. Auf die Prämie von 30.000 € bezogen betragen die Kosten 1,5%. Unter Berücksichtigung der Ausnahmen für riskantere Schuldner landet man aber schnell bei 2 bis 2,5 Prozent.

In den folgenden Beiträgen schauen wir einmal auf ausgewählte Elemente des Forderungs- bzw. Credit Managements, die das Weglassen einer Kreditversicherung erleichtern könnten.

Fortsetzungen

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